Dienstag, 26. Februar 2008

Vor ungefähr zwei Wochen las ich ein Buch von G. Papini, in dem dieser interessante Gedankenspiele in Kurzgeschichten vorstellt. Thema aller Geschichten ist der Sinn des Lebens. Dabei beschäftigt er sich vor allem mit der Frage, ob wir unser Leben überhaupt richtig leben können, oder in unserer ständigen Zukunftsplanung und Vorsorge unser eigentliches Leben, welches ja in der Gegenwart stattfinden sollte, der Zukunft opfern.
Bei gemütlichem Kerzenlicht, dachte ich über die soeben vollendetet Geschichte nach und kam zu dem Schluss, dass ein dumpfes Dasein, ohne Gefühle und Erlebnisse nicht erstebenswert ist. Dass Freude, Liebe aber auch Angst oder Schmerz zu dem Leben dazugehören müssen. Dass ich letztere Empfindung nur wenige Minuten später in ganz ausgeprägter Form erleben sollte, ist die zwanghafte, ironische Folge, meiner Dummheit.
Ich ging in die Küche, um etwas zu trinken und redete anschließend noch mit Joss. Der aufmerksame Leser kann sich vielleicht schon denken, was ich in meinem Zimmer vorfand, als ich zurückkam, da ich den Schmerz sowie das gemütliche Kerzenlicht in meinem Zimmer schon erwähnt hatte.
Die Kerze war selbstverständlich umgefallen und mein Vorhang brannte nicht schlecht. Meinem ersten Gedanken „Löschen, löschen“ folgend, schlug ich reflexartig auf das brennende Plastik-Stoff-Gemisch- und da war er- der Schmerz.
Lachend saß ich am nächsten Tag auf meinem Bett, als ich darüber nachdachte, was das Leben manchmal für Streiche spielt. Aufgehört zu lachen habe ich dann, als Papini die Hauptfigur der nächsten Kurzgeschichte die ich las, eine Hand ins Feuer halten ließ und das verbrennen dieser und den Schmerz beschrieb.
Mittlerweile geht es meiner Hand aber wieder sehr gut, sodass ich mich auch wieder den schönen Seiten den Lebens widmen kann. Die „Streiche“ hörten damit aber nicht auf. Mit Joss wollte ich vergangenen Samsatg zu einem Konzert gehen, zu dem verschiedene Fundacionen, die mit behinderten Kindern arbeiten, eingeladen waren. Zu geniessen war die ecuadorianosche Volksmusik aber eher weniger, sodass Joss und ich uns nicht in den Tanz der meist über 60jährigen anderen Zuhörer einreihten.- Ein Fehler. Dem Moderator war selbstverständlich aufgefallen, dass die beiden „Gringos“ nicht getanzt hatten, und seiner Aufforderung und dem Druck des Publikum konnten wir uns nicht wiedersetzten, sodass ich mich eine Minute später mit Joss auf der Bühne wiederfand, tanzend mit einigen behinderten Kindern und beklatscht von den 150 Zuschauern. Ja auch Peinlichkeiten gehören zum Leben dazu.

Montag, 11. Februar 2008

Ambato-Karneval

In Ambato, dem „Kölle“ von Ecuador, feierten wir am letzten Wochenende Karneval.
Mit der Ausnahme dass Alkohol auch in Ecuador zu dieser Feier eine größere Bedeutung spielt, findet man eher weniger Gemeinsamkeiten zum deutschen Karneval. Selbstverständlich konnten wir auch prächtig geschmückte Wagen und die darauf weniger geschmückten Frauen bewundern. Der Brauch sich zu Verkleiden ist hier aber völlig unbekannt. Allerdings wäre hier eine Verkleidung auch Verschwendung. Nach Karneval würden hier Cowboy oder Rotkäppchenkostüme alle im Müll landen. Die bösen Geister vertreibt man hier lieber durch direkten Angriff: In Quito harmlos mit Wasserschlachten oder in Riobamba mit Mehl und Eiern, jede Stadt hat hier seine eigenen Methoden. Die spaßigste jedoch sicher in Ambato. Voll ausgerüstet mit Schaumsprühflaschen wagten wir uns in die überfüllten Straßen Ambatos und überraschten doch den ein oder anderen Ecuadorianer, der in uns ahnungslose und unbewaffnete „Gringos“ vermutet, mit einem harten Verteidigungsschlag, an dem sich wir 5 WGler und die uns begleitenden 4 Couchsurfer beteiligten. Über Stunden zogen sich die Schaumschlachten hin, wurde gelacht, geschrien, sich mit neuem Schaum versorgt und ordentlich eingeseift. Hinterher sah man kaum Menschen, die nicht wie wandelnde Schaumwolken aussahen.
Nur während des Umzugs wurden die Sprühflaschen beiseite gelegt, sodass man die Wägen und die Tanzgruppen, unter denen sich sowohl traditionelle ecuadorianische als auch polnische Tanzgruppen befanden, bestaunen konnte.
Kareval in Ecuador hat sich auf jedenfall gelohnt! Interessant ist auch, dass ausgerechnet Karneval und Silvester in diesem streng katholischem Land so ausgiebig gefeiert wird, während Ostermontag hier mancherorts kein Feiertag ist.