Dienstag, 16. Oktober 2007

Laguna Limoncocha

Warten ist eine Tätigkeit, in deren Genuss man in Ecuador nicht gerade selten kommt. So saßen wir am vergangenem Freitag Morgen um 7 Uhr bei schon recht hohen Temperaturen am Ufer des Rio Napos, einem großen Zufluss des Amazonas und – warteten. Das Schiff welches uns von Coca nach Pompeya bringen sollte, war –was für eine Ironie im Land der chronischen Zuspätkommer- eine halbe Stunde früher abgefahren.
Zu unserem Glück konnten wir im Boot eines Bekannten unseres Guides, der uns auf unsere Dschungeltour begleiten sollte, mitfahren.
Zu unserem Pech war das ganz schön teuer. 50 Dollar mussten wir für die 1.5 Stündige Bootsfahrt bezahlen, wo doch auch schon das restliche Wochenende teuer genug werden sollte. Nach 10 Minuten Bootsfahrt hatte sich der Preis schon gelohnt. Auf einem Fluss durch den Dschungel zu fahren, ist schließlich nichts Alltägliches. Am Ziel angekommen machten wir uns auf in Richtung Lagune Limoncocha, die sich als reines Paradies herausstellte. Der Regenbogen der am darauffolgenden Morgen über der Lagune zu sehen war, kam mir fast schon zu kitschig vor;-)
Bleiben wir zunächst einmal aber bei den Erlebnissen vom Freitag und der schönen Beschäftigung: Warten! Denn dass Boot, was uns über die Lagune bringen sollte, hatte kein Benzin. Aber früher oder später funktioniert auch hier dann alles und wir befanden uns wieder auf dem Wasser umringt von Regenwald. Traumhaft!
Als wir unser Feriendomiziel, mehrere kleine Bambushütten- erreicht hatten, mussten wir uns zunächst abkühlen, mittlerweile wusste ich nämlich was tropische Temperaturen sind. Unser Badezimmer war ein Traum. Einen kleinen Abhang hintergehend, konnte man mitten im Dschungel einen Wasserbehälter sehen, der mit frischem Wasser aus einem kleinen Bächlein gespeist wurde. Nie war eine „Dusche“ erfrischender.
Nach einem leckeren Mittagessen ging es zurück aufs Wasser. In kleinen Einbaum-Kanus und ausgerüstet mit Angeln und einem Brocken Fleisch rruderten wir los, um auf Piranhajagd zu gehen. Piranhas zu Angeln stelle sich als schwieriger als gedacht heraus. Meist dauerte es nur wenige Sekunden bis der Fleischköder abgefressen war und man seine Angel leer aus dem Wasser hervorziehen musste. Unser Guide Eduard und seine beiden Kinder(die um einiges erfolgreicher waren als wir) amüsierten sich köstlich über unseren sich alle paar Sekunden wiederholenden Satz: „Mas carne, por favor“ – „Mehr Fleisch bitte“
Zu guter letzt schaffte ich es aber doch einen Piranha zu fischen, auch wenn ich zugeben muss, dass es sich um den kleinsten von den geangelten Fischen handelte und dass meine Angelmethode etwas unkonventionell war...Als ich ein kleines Zucken an der Angel bemerkte und schon dachte wieder meinen Köder abgefressen bekommen zu haben, zog ich die Angel ruckartig heraus- Der Köder war noch dran. Es hatte auch kein Piranha angbissen, aber irgendwo im Rücken des Fisches hatte sich der Haken verfangen. So hatte ich mit etwas Glück immerhin unseren Angelspaß eine Weile verlängert, da der kleine Piranha zu neuem Köder verarbeitet wurde.
Hätten wir alleine geangelt, so wären wir abends nicht in den Genuss von Piranhafleisch gekommen, so hatten wir aber genug.
Zu unserem nächsten spannenden Abenteuer ging es gegen 21 Uhr los. In einem Kanu, welches so wackelte dass man ständig das Gefühl hatte im nächsten Moment im Wasser zu liegen(ich musste an die Piranhas denken) fuhren wir los um Krokodile, genauer gesagt Kaimane zu beobachten. Außer den im Licht unserer Taschenlampen rot funkelnden Augen, sahen wir wenig von den scheuen Tieren. Zumindest von den ausgewachsenen Tieren(bis zu 4m) Einen kleinen, etwa 50 cm großer Kaimar konnte unser Guide fangen und ins Boot holen. Fühlt sich zumindest interessant an! Ansonsten war die Nachttour aussergewöhnlich. Unter klarem Sternenhimmel trieben wir voller Erwartung und etwas Spannung über die spiegelglatte Oberfläche der Lagune. Aus dem Dickicht des Dschungels drangen die seltsamsten Töne, Klakkern, summen, Pochen und Rufe, hervor. Immer wieder sah man die funkelnden abtauchenden Augen sobald man sich ihnen näherte. Hörte hin und wieder ein plötzliches Platschen am Ufer und amüsierte sich über die Krokodilockgeräusche unserer Guides. Obwohl es ziemlich anstrengend war in dem unruihgen Boot zu sitzten, war ich fast traurig als die Tour zuende war und die fast magische Stimmung verflog.
Der nächste Tag begann sehr früh. Kurz nach Sonnenaufgang ruderten wir schon am Ufer der Lagune entlang. In den frühen Morgenstunden beobachteten wir einige Vögel und auch einige Affen waren in den Baumspitzen zu sehen.
Zu unser richtigen Tour durch den Dschungel ging es nach dem Frühstück los. Ich kann einfach nicht beschreiben wie genial es ist zwischen den exotischen Pflanzen im Dickicht auf nur einem winzigen Pfad entlangzugehen. An dieser Landschaft kann man sich nicht sattsehen, noch weniger kann man sie beschreiben.
Die Bäume und Sträucher stehen sehr dicht beieinander, die meisten sind noch von anderen Pflanzen, meist Kletterpflanzen bewachsen, Lianen hängen aus Bäumen herunter. Umgestürzte Bäume sind sofort wieder bewachsen, alles erdrückt sich fast und trotzdem wirkt alles filigran. Schmetterlinge fliegen kurz auf und sind direkt wieder verschwunden, erst beim genauen hinsehen fällt einem auf dass sie mit zusammengefalteten Flügeln als Blatt getarnt an der nächsten Pflanze sitzen. Überall krabbelt und wimmelt es, Tausenfüßler, Spinnen, Ameisen so groß wie Wespen. Eidechsen sind kurz zu sehen bevor sie im nächsten Baumritz verschwunden sind. Aus den Bäumen hört man das Geschrei der Affen. Man schlägt sich zwischen den Büschen hindurch, muss sich ducken, wieder aufrichten, durch kleine Bächlein wandern, über Baumstämme balancieren, durch Schlammlöcher wandern. Stets aufmerksam sein, nirgendwo hinzufassen, schließlich könnte man eine Schlange oder Spinne erwischen.
Um Risiken zu vermeiden mussten wir ständig auf den Weg achten, meist guckt man unter sich und ist jedes mal wieder überwältigt beim Hochgucken diesen wahnsinnigen Regenwald direkt zu erleben.
Dass ich komplett nass war habe ich irgendwann gar nicht mehr gemerkt. Aber meine Kleidung war vor Scheiß so durchnässt, als wäre ich gerade in einem See geschwommen.
An einem der ganz riesigen Bäume hing eine ca 15m lange Liane herunter, die sich im letzten Meter Y-förmig zum Boden hin öffnete. Daran war ein Holzbrett vom Guide befestigt worden. Das war ein Schaukelerlebnis der anderen Art und hat sehr viel Spaß gemacht. Eines der beeindruckensten Momente auf unserer Tour war der Mammutbaum. In seinen ca 800 Jahre hat er es geschafft alles in seiner Umgebung zu überragen. So breit wie ein Familienhaus am Boden schaut man an dem sich verdünnendem Turm hoch bis er sich schließlich weit über den anderen Bäumen wieder mit seinem gigantischen Blätterdach ausbreitet. Die Wurzeln an der Oberfläche sind größer als man selbst. Wie jämmerlich klein man neben diesem Giganten aussieht, wie jeder andere Baum zu schrumpfen scheint...
Ole ist an einer Liane ein ganzes Stückchen hochgeklettert und obwohl er wirklich hoch war es bis zur Spitze noch ein langer Weg. 30-40 Leute wären nötig um ihn mit ausgestreckten Armen zu umschließen.
Nach ca 4 Stunden wandern hatten wir endlich den weißen Fluss erreicht, den wir uns sehnlichst als Abkühlung herbeigesehnt hatten. Dass es auch in diesem Fluss Piranhas gibt hat man uns erst erzählt als wir wieder angezogen draußen standen...Während unseres Bades im Fluss zogen Wolken auf und angenehmer Regen verdrängte die große Hitze. Der Rückweg bot also wieder eine ganz andere Stimmung als die ersten Stunden des Wanderns. Diesmal war machte der Regenwald seinem Namen alle Ehre. Alles war nass, viel dunkler und völlig anders als vorher. Völlig verschieden waren somit beide Wege und beide herrlich. Dass damit unser Wochenende schon wieder vorbei sein sollte war schade. Der Gedanke an frische Wäsche und weniger Hitze war zwar verlockend, doch sehne ich mich jetzt gerade im kalten, regnerischen Quito wieder in die Hängematte der Bambushütte zurück...
Bisher hatten wir hier viele spannende Erlebnisse, neue Eindrücke und viel Spaß. Dieses Wochenende war aber dochnochmal etwas besonderes. Etwas ganz neues. So exotisch das ganze vielleicht auch klingen mag. Vor Ort kam mir alles fast normal vor. Immer wenn man sich bewusst machte was man gerade erlebt, dachte ich „Wow“. Aber dennoch hatte es alles etwas Selbstverständliches. Auf jeden Fall war es phänomenal!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hi jonas, hier ist auch jonas...
warst du als zivi in limoncocha bei don silverio?
oder war das nur n trip nach oder vor deines einsatzes?
gruss jonas

Anonym hat gesagt…

ach ja, meine email ist

jonasholl@hotmail.com

Anonym hat gesagt…

I am not sure why I have come to love swarovski so much maybe because it is Austrian and I love Austria!


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