Sonntag, 30. Dezember 2007

Dezember

Schon wieder geht ein Monat mal wieder viel zu schnell zu Ende. Diesmal mit großen Veränderungen. Ole und Joss werden im Januar auf Reisen gehen, nach Kolumbien bzw Peru und die beiden Neuen Max und Sascha kommen an. Dabei waren Niklas und ich doch vor kurzem noch die Neuen...
Der Dezember war ein sehr vielseitiger Monat. Mit zahlreichen Couchsurfern(wir waren 14 Leute in der WG) hatten wir in der ersten Dezemberwoche bei zahlreichen Konzerten und Partys viel Spaß bei den „Fiestas de Quito“ Eine Woche lang hat die Stadt von Morgens bis spät in die Nacht direkt vor unserer Haustüre gefeiert. Für unsere direkt an die Fiestas anschließende Cotopaxi-Besteigung, hätte man sich sicherlich eine bessere Vorbereitung vorstellen können , aber erfolgreich waren wir wie ihr wisst ja trotzdem!
Doch auch weniger schöne Erlebnisse haben zum Dezember dazugehört. So mussten wir einige gute Freunde aus dem Haus aus dem Süden verabschieden. Max hat sich in Richtung Mittelamerika verabschiedet. Und Julia wollte sich einfach nicht davon abhalten lassen, wieder nach Deutschland zurückzukehren.
Die „Weihnachtszeit“ hat man selten wirklich gespürt. Obwohl wir mit 15 Grad und viel Regen fast an Deutsche Dezemberverhältnisse herangekommen sind, gab es doch auch immer wieder warme, sonnige Sommertage. Auch in der Fundacion gab es viele Weihnachtsveranstaltungen für die Kinder. Doch die furchtbar hektisch blinkenden und singenden Lichterketten und die hässlichen Plastikweihnachtsbäume, die man überall in Quito gesehen hat, haben einem dann auch keinerlei weihnachtliche Stimmung vermitteln können.
Heilig Abend hingegen war auch ohne eigene Familie, Weihnachtsbaum und Bescherung sehr schön. Zusammen mit Joss Eltern und seinen Schwestern haben wir ein richtig leckeres Menu gekocht, viel gesungen und gespielt. Mithilfe eines provisorischen Adventskranzes und mitgebrachten Weihnachtsplätzchen wusste man dann sogar was für ein Fest man gerade feiert.
Ein sehr gemütlicher, schöner und gelungener Abend.
Jetzt steht das neue Jahr also vor der Tür. Silvester werde ich vermutlich mit der Familie von Jenny feiern(da wo ich eine Woche gewohnt habe) Am 1. Januar kommen dann schon mein kleiner Bruder und mein Vater für eine Woche. Die beiden wiederzusehen, ihnen Quito und ein paar andere Orte in Ecuador zu zeigen, wird sicherlich sehr schön. Und dann kommen ja schon Max und Sascha...
Das neue Jahr bringt also viel Neues. Ich bin schon mal gespannt. Euch allen wünsche ich natürlich auch einen guten Rutsch ins neue Jahr, welches hoffentlich viel Gutes für euch bereit hält!

Freitag, 28. Dezember 2007

Ibarra


Die letzte Novemberwoche arbeiteten Niklas und ich nicht wie üblich in der Fundacion Esperanza, sondern in einem anderen Projekt im 2h nördlich von Quito gelegenen Ibarra.
Ab dem kommenden August wird die Ecuador-Connection 4 weitere Zivis an die staatliche Organisation „Circulo de Recreaciòn Y Aprendizaje“ (CRA) schicken. Unsere Vorgänger Dominik und Peter hatten das Projekt entdeckt, zunächst privat unterstützt und nun schließlich an die Ecuador Connection vermittelt.
Wie in der Woche vor uns Joss und Ole, sollten anschließend Niklas und ich dort Probearbeiten, um Informationen für die EC und die neuen Zivis zu sammeln, um diesen den Einstieg so leicht wie möglich zu machen.
In dem Projekt werden Kinder von 3-5 Jahren in den sozial schwächsten Gebieten der Region Ibarra betreut, unterstützt und gefördert. In 38 verschiedenen Gemeinden profitieren die Kinder von der Gemeinschaftsarbeit zwischen den Pädagogen von CRA und den Eltern der Kinder.
Ich arbeitete den Großteil meiner Zeit in der kleinen Gemeinde Carpuela. Dort angekommen hatte ich das Gefühl eine kleine Weltreise gemacht zu haben und irgendwo in Afrika gelandet zu sein. In Capuela wohnen ausschließlich Afroecuadorianer.
Camita ist die CRA Mitarbeiterin in Carpuela, die dort für 3 Gruppen zuständig ist. Zweimal am Tag, einmal Vormittags, einmal Nachmittags ist jeweils eine Gruppe dran.
Die Arbeit dort mit den Kindern hat viel Spaß gemacht. Mit viel Gesang, kleinen Auflockerungsspielchen und kurzen Pausen, hatten die Kinder zwischen den eigentlichen Aufgaben immer wieder Zeit auszuruhen, zu spielen und zu toben.
Zusammen mit einigen Eltern und Camita half ich bei den Bastel- und Malarbeiten und fehlte natürlich auch nicht bei Sing- oder Tanzspielen.
Bei Fußball, Fangen und anderen Spielen vor und nach der eigentlichen Betreuungszeit hatten die Kinder jedes mal viel Spaß.
Für jede Gruppe ist eigentlich ein Zeitraum von 3 Stunden eingeplant. Da die Kids aber frühestens eine halbe Stunde nach eigentlichem Beginn kamen und in der letzten halben Stunde gegessen wurde, war die Zeit mit den Kindern immer recht knapp. Allerdings denke ich dass die künftigen Zivis bei CRA, diese kurze Zeit sehr effektiv nutzten können, wenn sie eigne Ideen haben und selbst kleine Projekte mit den Kindern starten. Die Möglichkeiten sich selbst dort einzubringen und nicht nur als Unterstützende Kraft mitzuwirken sind riesig. Einmal in der Woche treffen sich alle Mitarbeiter von CRA im Büro, um die kommende Woche zu planen und Fragen zu klären. Dort eigene Vorschläge zu präsentieren wird von den Mitarbeitern sicher freudig aufgenommen.
Der Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern ist groß und das Arbeitsklima immer freundlich und sehr angenehm. Sicher liegt das auch an dem gemeinsamen Fußball, Volleyball und Basketballspielen aller CRA Mitarbeiter. Mehrmals in der Woche trainieren sie zusammen und spielen sogar auf kleinen Turnieren oder Freundschaftsspielen gegen andere Mannschaften.
Außer Carpuela habe ich nur noch eine andere Gemeinde in Ibarra kennengelernt, wo die Arbeit im Prinzip recht ähnlich war: Viel Gesang und Bastelarbeiten(wir haben aus Plastikbechern und Seilen, Telefone gebaut)
Krankheit und einigen Missverständnisse trübten die zweite Hälfte der Woche etwas. Weitere Gemeinden konnte ich dann leider auch nicht mehr kennenlernen.
Dennoch konnte ich eine abwechslungsreiche Woche erleben, einmal aus dem Fundacionsalltag ausbrechen und ein neues und interessantes Projekt kennenlernen. Ausserdem hatte ich ein zweites mal die Möglickeit in einer ecuadorianischen Familie zu wohnen( Ich war bei Camita und ihrer Familie untergebracht)
Gelohnt hat sich die Woche auf jeden Fall. Nochmals dort hinfahren werde ich sicherlich.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Cotopaxi

24 Uhr, hellwach klettere ich aus einem der 60 Bettem im Refugio. Mein Herz schlägt unregelmäßig. 4800m sind eben doch ungewohnt. Langsam ziehe ich mir meine Ausrüstung an. Steigeisen und Eispicke befestige ich an meinem Rucksack. Ich bin aufgeregt. 1100 Höhenmeter liegen vor mir. Zweifel kommen auf? Was wenn etwas passiert? Was wenn ich es nicht schaffe? Der Gipfel des aktiven Vulkanes, des Cotopaxi liegt so nah- und doch weiter entfernt als je zuvor. Als letzte Gruppe verlassen Ole, Niklas, Sven und Ich das Refugio mit unseren Guides. Es schneit. Schlechtes Wetter, das war unsere Befürchtung. Meine Nervosität steigt, ich habe sogar Angst. Trotzdem geht es los.
Die ersten 10 Minuten spazieren wir fast, es ist eigentlich doch ganz nett bis zur Schneegrenze. Dort befestigen wir unsere Steigeisen an unseren Schuhen und teilen uns in zwei Gruppen auf, sichern uns mit Seilen ab. Sven und Niklas sowie Ole und ich jeweils mit unseren Führern.
Schritt für Schritt arbeiten wir uns den Berg hoch. Mit der Zeit geht es immer besser. Auch das Wetter spielt plötzlich mit. Bei sternklarem Himmel und klarer Sicht macht das klettern richtig Spaß! Unwirklich ist das was ich sehe. Vor mir schlängelt sich eine ganze Karawane leuchtender kleiner Punkte durch die Dunkelheit den Berg hoch. Was ich sehe sind die Stirnlampen, der anderen Klettertruppen, die vor uns gestartet sind.
Auf einmal habe ich einen richtigen Rhythmus gefunden. Obwohl der Aufstieg an meinen Kräften zehrt, merke ich kaum wie steil die Strecke ist.
Ein Schritt mit dem linken Bein- Einatmen-Ausatmen-Einatmen-Austamen- Ein Schritt mit dem rechten Bein-Einatmen...
Richtig schnell sind Ole und ich! Eine Gruppe nach der anderen lassen wir hinter uns, die ersten Abbrecher kommen uns entgegen.
Einatmen-Ausatmen...
Nur 2 kurze Pausen bringen uns aus dem Rhythmus wieder raus. Pausen sind schlecht, dannach fällt das weitergehen immer schwerer.
Nach 4 Stunden, oder waren es nur 2? oder 5? ein ganzer Tag? Die Zeit ist verschwommen, unklar, nicht mehr einschätzbar, erreichen wir eine kleine Kuppe, es fängt an zu Dämmern, es wird sogar richtig hell, in nur wenigen Minuten. Ich spüre Erleichterung. Vor uns ist der Gipfel zu sehen! Spätestens jetzt weiß ich dass ich es schaffe. Nur noch eine halbe Stunde, ganz sicher! Fast. Was ich noch nicht wusste: der schwierigste und steilste Teil liegt noch vor mir. Die nächsten 2 Stunden sollten sich zur größten Anstegnung meines Lebens entwickeln, zu einer reinen Qual. Warum mache ich das eigentlich? Bei jedem Blick nach oben entfernt sich der Gipfel weiter, nach jeder neuen Kuppe sieht man nur den nächsten Hügel, einen neuen Abschnitt, eine weitere Tortur. Dreimal Atmen- linkes Bein- dreimal atmen- rechtes Bein. So kalt war mir noch nie. Die Luft wird dünner. Fünfmal atmen- linkes Bein... Meine Füße sind Eisklumpen, ich habe Kopfschmerzen, kann meine linke Hand kaum bewegen. Und immer weiter, Schritt für Schritt dem Ziel entgegen.
Und dann plötzlich sind wir oben, unglaublich, nach 6 Stunden erreichen wir die höchste Stelle des Kraterrandes. 5897m. Glück durchströmt mich. Die Sonne scheint, mehere Kilometer unter uns ist erst eine Wolkendecke, später die unglaublich schöne Landschaft des Nationalparkes zu sehen. Immer wieder taucht aus dem Nebel auf der anderen Seite der Krater hervor, weit im Süden, durchbricht der Chimborazo, Ecuadors höchster Berg, die Wolken.
Atemberaubend! Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber wir haben es wirklich geschafft.
Alle vier.

Als ich am Nachmittag wieder in unserer Wohnung ankomme, ist das was nur wenige Stunden vorher passiert ist, schon unwirklich, unglaublich geworden.