Mittwoch, 5. September 2007

Quito

Seit genau 3 Wochen ist Quito schon mein neues Zuhause. Mittlerweile nenne ich es nicht nur Zuhause, sondern fühle mich hier auch schon heimisch. Es kommt mir so vor als sei ich schon eine Ewigkeit hier, obwohl die Zeit ohne Halt an mir vorbeirast.
Ich habe schon so viel erlebt und so viel neues kennen gelernt, dass ich kaum alles aufscrheiben kann. Das wichtigste und beeindruckendste versuche ich jetzt zusammenzufassen und mir vornehmen auch in Zukunft meine Erlebnisse hier(hoffentlich regelmäßig) aufzuschreiben.

Als ich am Mittwoch den 15. August morgens am Flughafen in Quito ankam( leider ohne mein Gepäck, das hatte man in Amsterdam vergessen), wurde ich von meinem Mitbewohner Ole abgeholt. Auf dem Weg in unsere Wohnung kam ich aus dem staunen nicht mehr raus. Wie ich mir Quito vorgestellt hatte weiß ich gar nicht mehr, ich bin mir aber sicher keine Vorstellung wäre an das Quito wie es ist herangekommen.
Selten habe ich eine so lebendige Stadt gesehen. Noch nie eine Stadt mit so vielen Gegensätzen. Neben riesigen, modernen Einkaufzentren, stehen kleine halb verfallene Häuser. Über die löchrigen Bürgersteige laufen traditionell gekleidete Quitenos neben nach westlicher Mode gekleideten Menschen.
In den ersten Tagen dachte ich dass ich mich in dieser hektischen Stadt nie zurecht finden würde. Denn auf den Straßen herrscht ein großes Durcheinander. Das laute Hupkanzert hört nie auf, in Busse springt man rein und raus während sie noch fahren, die zahlreichen Taxis wollen einen überall hinbringen und das Überqueren der Straße ist nicht ganz ungefährlich.
Das man als weißer ständig angebettelt wird ist normal. An jeder Ecke versuchen Kinder Kaugummis zu verkaufen, alte Frauen fragen nach Geld und in den Bussen singen die Menschen, um etwas Geld zu verdienen. Schockiert war ich, dass auch nachts um 2 noch Kinder unter 8 Jahren versuchen sich Geld zu erbetteln.
Aber Quito hat auch Charme. Die meisten Leute sind stets hilfsbereit und freundlich. Überall herrscht eine fröhliche Stimmung. Abends im Partyviertel Quitos sind alle gelöst und gut gelaunt.
Mittags kann man an jeder Ecke Almuerzos( Mittagessen also Suppe und dann eine große Portion Reis, etwas Gemüse und verschiedene Sorten Fleisch) für nur 1.50 Dollar bekommen
Die Lage Quitos ist auch traumhaft, auf fast 2800 Meter höhe liegt Quito in einer Art Tal zwischen 4 und 5 tausend Meter hohen Bergen. Bei klarer Sicht kann man sogar den Schneebedckten, 5600m hohen Cotopaxi sehen.

Auch das Leben in unserer zentral gelegenen WG ist grandios. Mit meinen 3 Mitbewohnern verstehe ich mich super. Noch lustiger ist es, da ständig Couchsurfer da sind. Ole und Joss haben sich mit unseren Vorgängern Dominik und Peter bei Couchsurfing angemeldet. Jeder der dort seine Couch für andere anbietet, kann im Gegenzug umsonst bei den anderen Mitliedern übernachten. Viele interessante Gespräche mit Menschen aus der ganzen Welt sind also vorprogrammiert.

Fundacion

Nachdem ich in der ersten Woche jeden Tag 4 Stunden Spanischunterricht bei einem Privatlehrer hatte ( verstehe zwar einigermaßen gut mittlerweile, aber das Sprechen macht mir noch große Probleme...) arbeite ich nun seit fast 2 Wochen in der Fundacion Esperanza. Da die Kinder momentan Ferien haben, waren alle Betreuer mit Aufräumen und Renovierungsarbeiten beschäftigt und auch Niklas und ich sind sofort in die Rolle von Bauarbeitern geschlüpft. Zusammen mit dem Maestro sollten wir 2 neue Klassenräume fertigbauen. Schon nach dem ersten Tag musste ich feststellen dass ich an dem größten Pfuschbau arbeite den ich je gesehen habe. Da der Maestro ohne jeglichen Plan drauflosarbeitet, war meine erste Aufgabe die Wand wieder aufzuhauen, um Stromkabel verlegen zu können. Auch den unebenen, knallharten Betonboden, musste ich mit einer Eisenstange aus dem selben Grund aufhauen. Blasen an den Händen waren garantiert.
Mein erster Arbeitstag ging also nicht so glorreich zu Ende. Zum Glück wurde es in den darauffolgenden Tagen besser. Ich musste verputzen und streichen( nach dem 3. mal streichen hat man sogar ein zartes weiß gesehen;-) )
In der Fundacion an sich, fühle ich mich aber wohl. Die meisten der Betreuer/innen sind sehr nett. Mit ein paar sind wir sogar befreundet. Bei Jenny zum Beispiel waren wir schon zweimal eingeladen.
Diese Woche habe ich in einer Aussenstelle der Fudacion den Hof gepflastert. Den Boden zu ebnen wäre für einen Bagger sicherlich eine Arbeit von 15 Minuten gewesen. Mit Hacke und Schaufel, haben Niklas und ich eben einige Stunden gebraucht.
Auch wenn sich dass alles etwas niederschlagend anhört ist es doch eine gute Erfahrung auch mal so harte körperliche Arbeit zu verrichten.
Ab nächster Woche werden die Kinder in der Fundacion zurück sein, saodass ich dann vorraussichtlich in einer Kindergartengruppe mit den ganz kleinen(2-4 Jahre) arbeiten werde. Darauf freue ich mich. Vielleicht lerne ich ja mit den Kids zusammen das Sprechen.
Außerdem kann ich vermutlich etwas Musikunterricht geben. Wird in dem perfekt eingerichteten Musikraum bestimmt ein Vergnügen.

Wochenenden

Meine Wochenenden fangen hier in den ersten 3 Monaten schon Freitags an. Das ist zum Reisen einfach perfekt! So haben wir die ersten 3 freien Tage direkt genutzt um nach Mindo zu reisen. Der Ort war zwar ziemlich touristisch, aber die Landschaften herrlich. Ich wusste einfach nicht wie schön es sein kann.(Fotos kommen n ein paar Tagen)
Auf dem Weg zum Fluss mussten wir einem kleinen Pfad mitten durch den Nebelwald folgen. Ich konnte kaum fassen dass die Bananenstauden, der bis zu 20 Meter hohe Bambus, die Palmen und die ganzen anderen Pflanzen und Blumen, die riesigen Schmetterlinge, die Kolibris und anderen Vögel Wirklichkeit sein sollten. Es schien mir eher wie im Film. Kann es kaum abwarten bis ich in Tena in den richtigen Urwald komme.
Mit Ole, Niklas und 3 anderen Leuten, die wir in Mindo kennen gelernt haben, sind wir an einem Tag zum schwimmen zu einem anderen Fluss gefahren. Auf der Ladefläche einer Camionetta(?) sind wir eine Stunde lang über holprige Wege gefahren und konnten das wunderschöne Panorama genießen. Dem Fluss selbst sind wir dann bergauf mitten durch den Dschungel gefolgt. Wir sind auf dem Fluss von Stein zu Stein aufwärts gesprungen(waren ziemlich viele Steine dort) Stellenweise so viele dass sie das Wasser richtig aufgestaut hatten, sodass wir in diesen kleinen Nieschen baden konnten und uns von einem kleinen Wasserfall den Rücken massieren lassen haben. Der Tag war einfach traumhaft. Fast zu schön um wahr zu sein.
Dieses Wochenende waren wir Zu Hause in Quito. Am Freitag zogen Niklas, zwei Couchsurfer und ich aber los um den Pichincha zu erklimmen. Mit dem Teleferico, einer Seilbahn, sind wir bis auf 4100 meter gebracht worden. Ca 2 Stunden sind wir dann über Hügelkämme gewandert bis es schließlich ans klettern ging. Auf der Spitze waren wir schließlich einigermaßen müde und etwas schwindelig im Kopf angekommen und konnten, als sich die Woken kurz verzogen hatten(leider nur ganz kurz) die Aussicht von 4700 meter genießen. War schon wahnsinn diese Höhe.
Am Samstag waren wir in Otavalo. Auf dem riesigen Markt hätte ich mich bankrott kaufen können, habe mich aber auf praktische Dinge wie Gardinen und Decken beschränkt.
Ja und Morgen Abend geht es dann zusammen mit den Betreuern der Fundacion nach Esmeraldas an den Strand! Ich freue mich auf ein langes, warmes und entspannendes Wochenende am Pazifik. Nächste Woche erfahr ihr dann mehr und werdet die ersten Bilder sehen.

6 Kommentare:

Belli hat gesagt…

Das hört sich ja paradisisch an! Bin schon total gespannt auf die Fotos!

Philip Schubert hat gesagt…

Wow, ein bischen hast du mir ja schon über ICQ erzählt, aber das hört sich ja mal richtig geil an ;)
ich check auf jeden fall jeden Tag deine Seite, und kontrollier deine aktualität ;)
Gruß Philip

Kim hat gesagt…

klasse, dass du so viel erzählst:-) ich freu mich auf weitere Geschichten!

Lucas hat gesagt…

na da hört sich ja ziemlich genial an Brüderchen...... also die emailadressen lasse ich dir bald zukommen.... gruß Lucas

danny hat gesagt…

du bist in quito? wenn du lust hast, dann lies mal 'unentschlossen' von benjamin kunkel, 1. ein gutes buch und 2. spielt es zu nem drittel in besagtem quito =)
grüße aus der heimat,
daniel sonnabend

Kathi hat gesagt…

Mir fällt dazu nur ein einziges Wort ein: NEID!!!
Warte schon gespannt auf die neuen Storys und natürlich auf die Bilder!
Ganz lieben Gruß